In unserer Kirche kündigen sich Veränderungen an, derzeit mit den Schlagworten PuK-Prozess (Profil und Konzentration) oder Landesstellenplanung.
Fakten
Wer unsere Kirche durch die Zahlen-Brille ansieht, stellt fest, dass wir seit Jahren weniger werden. Gleichzeitig werden aber die Anforderungen und Erwartungen komplexer. Diese Tatsache spüren wir alle direkt in unseren Gemeinden vor Ort: Die Gemeindegliederzahlen sinken stetig; im Dekanat Altdorf sind das in 20 Jahren 19 % oder rund 6700 Menschen. Die finanziellen Mittel werden weniger, bei gleichzeitiger Verteuerung der Ausgaben. Der Nachwuchs in fast allen kirchlichen Berufen nimmt deutlich ab. Es fehlen sowohl Pfarrer*innen als auch Religionspädagog*innen. Außerdem haben sich die Lebensverhältnisse auch in den Pfarrfamilien verändert. Oft sind beide Ehepartner gut ausgebildet und berufstätig. Eine planbare freie Zeit wird wichtiger und das verpflichtende Wohnen vor Ort z. B. im Pfarrhaus wird zunehmend unattraktiver.
Veränderungen und Ziele
Die Folge ist, dass ganz bewusst ein Veränderungs- und Umgestaltungsprozess stattfinden muss. Bei uns im Dekanat sind Pfarrstellen wie Leinburg, Oberferrieden oder Schwarzenbruck über lange Zeit ohne geeignete Bewerber*innen. Noch sind die Vertretungen gut regelbar, weil alle kirchlichen Berufsgruppen und die Ehrenamtlichen in den Gemeinden bereitwillig einspringen. Für die Zukunft müssen wir jedoch aktiv planen, wie wir trotz des „Weniger“ gut Kirche leben können – und dabei alle gesund bleiben. Das Ziel ist es, mit weniger Personal die Grundversorgung der Gemeinden mit Gottesdiensten, Seelsorge, Kasualien (Taufe, Trauung, Beerdigung) und Unterricht aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig müssen aber die kirchlichen Berufe für die Hauptamtlichen und für den Nachwuchs attraktiv gestaltet werden.
Maßnahmen
Die Maßnahmen ergeben sich daraus fast von selbst: Wir müssen Entlastungen für den Pfarrdienst schaffen, damit sich die geistlichen Berufe wieder ihren Kernaufgaben widmen können. In den drei Regionen des Dekanats sprechen sich jetzt schon die Kolleg*innen verstärkt ab bei Wochenendvertretungen oder „Kanzeltausch“. Ausgebildete Lektor*innen und Prädikant*innen beteiligen sich an den Gottesdiensten. In bestimmten Situationen (Urlaubszeit, Vakanz, Krankheit) werden die Gottesdienstzeiten so angepasst, dass eine Person in zwei Gemeinden hintereinander Gottesdienst feiern kann. Dazu kommen berufsgruppenübergreifende Besetzungen. So hat Diakon Tischer seit Jahren in Altenthann die Pfarrstelle inne und in Oberferrieden und in Leinburg gestalten die Religionspädagogin Reither und Diakon Muskat nicht nur Gottesdienste, sondern übernehmen auch Religionsunterricht. Für die Kindertagesstätten werden zunehmend Geschäftsführer*innen angestellt, die sich um das „operative Geschäft“ kümmern. Die Immobilienabteilung der Verwaltungsstelle übernimmt verstärkt die Verwaltung des Gebäudebestandes der Kirchengemeinden, holt Angebote ein oder stellt die notwendigen Anträge. Inzwischen gibt es auch vermehrt gute Beispiele von einer bewussten Zusammenarbeit vor Ort, wenn z. B. die Kommune ein Gebäude errichtet und unterhält und die Kirchengemeinde das Gebäude bewirtschaftet. (vgl. Eismannsberg oder Diepersdorf – im Bau). Auch die Rummelsberger Kirchengemeinde lebt von der guten Zusammenarbeit mit dem großen Bruder „Rummelsberger Diakonie“. Zwischen Verbänden, Gemeinschaften und in der Ökumene wachsen die Verbindungen und es entstehen segensreiche Projekte und Kooperationen. An all diesen Aufzählungen können sie spüren, wie wir uns schon längst in den Veränderungsprozessen befinden und sie gestalten. Die Jugendarbeit sticht hier wie ein Leuchtfeuer heraus. Seit Jahrzehnten wird dort die Zusammenarbeit gelebt. Mit einer großen Selbstverständlichkeit greifen die Jugendarbeit in der Gemeinde und auf Dekanatsebene eng ineinander, bereichert und ergänzen sich gegenseitig und können so ein buntes und vielfältiges Programm anbieten. Der PuK-Prozess und die Landesstellenplanung greifen all diese Veränderungen gezielt auf und bringen sie bewusst zur Sprache, um gute Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen wir weiter an der Zukunft der Kirche bauen können.
Der Weg
Momentan befinden wir uns in den Gemeinden, im Kirchenvorstand und in den übergemeindlichen Diensten und Werken in einer Erkundungsphase. Aus den Rückmeldungen wird der Dekanatsausschuss noch im Jahr 2021 in intensiven Beratungen und in Rücksprache mit der Dekanatssynode und den Gremien einen Vorschlag erarbeiten, wie wir Veränderungen gestalten können. 2022 benötigen wir dann für Rückmeldungen, Korrekturen oder Nachbesserungen. Am Ende muss der Dekanatsausschuss das Zukunftsmodell beschließen und sich dieses vom Landeskirchenrat in München bestätigen lassen. Eines ist jetzt schon klar: Das Gelingen hängt von einem vertrauensvollen Miteinander ab, mit der Wertschätzung der Arbeit des anderen und einem wachen Blick für das Mögliche. Mit der eigenen Verankerung im Glauben haben wir dabei ein gutes Fundament, um die Herausforderungen zu gestalten. Und – auch wenn das manchmal sehr in Vergessenheit geraten ist: Nutzen wir das Gebet. In der Stille vor Gott empfangen wir manchmal erst die Klarheit zur Veränderung und die Kraft für die notwendigen Entscheidungen. Und nutzen wir die Gemeinschaft – den wahren Schatz der Kirche. Denn wir sind und bleiben die Gemeinschaft der Glaubenden und das ist größer als die Summe der einzelnen Interessen.
Ihr Dekan Martin Adel