Interview mit der Dekanin

Was ist der Job einer Dekanin?

Veronika Zieske (V.Z.): Eine Dekanin ist zunächst mal Pfarrerin und gleichzeitigmit Leitungsaufgaben im Dekanatsbezirk betraut. Ich werde zusammen mit den Haupt- und Ehrenamtlichen daranarbeiten, dass unsere Kirche lebendig und fantasievoll für die Menschen da ist.
Ich bin auch „Chefin“ und will mich dafüreinsetzen, dass die Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen haben.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?

V.Z.: Dass ich gestalten und Ideen entwickeln kann. Zusammenarbeit wird noch wichtiger werden. Mir macht es Spaß, wenn es fröhlich und konstruktiv zugeht und viel Gottvertrauen zu spüren ist. Das braucht es, weil die Kirche sich grundlegend verändern wird.

Wollten Sie das schon immer machen?

V.Z.: Das ist erst in den letzten zwei Jahren in mir gereift. Pfarrerin wollte ich schon früher werden. Ich war bei der Evangelischen Jugend
und in der Offenen Behindertenarbeit engagiert und habe nach dem Abitur in meiner Heimatstadt Passau ein freiwilliges soziales Jahr im Berufsbildungswerk in Rummelsberg gemacht. Ich habe sehr besondere Menschen in der Kirche kennengelernt und Theologie zu studieren,fand ich spannend. Ich war über 20 Jah re sehr gerne Gemeindepfarrerin. In den vergangenen 10 Jahren war ich Studienleiterin an der Gemeindeakademie Rummelsberg. Ich habe Dekanatsausschüsse, Kirchenvorstände und Teams begleitet,wie sie  gut in die Zukunft gehen können – auch mit weniger Personal und Geld und Immobilien. Ich bringe also schon einige Erfahrungen mit, die ich in meiner neuen Rolle als Dekanin brauchen kann.

Wie ist es für Sie, die erste weibliche Dekanin in Altdorf zu sein?

V.Z.: Ich habe den Eindruck, dass es dafür eine hohe Akzeptanz gibt. Für mich fühlt es sich „normal“ an. Ich war in Amberg die erste Stadtpfarrerin. Inzwischen gibt es schon viele Dekaninnen in Bayern, wir werden mehr. In Neumarkt z. B. arbeitet auch eine Dekanin.
Und unser Kirchenkreis wird von einerRegionalbischöfin geleitet: Elisabeth Hann van Weyhern.

Wie sind Sie zu Gott gekommen?

V.Z.: Ich bin in einer Familie aufgewachsen, für die der Glaube an Gott dazugehört hat. Also irgendwie! Da wurde nicht drüber geredet,  aber vordem Mittagessen ein Tischgebet gesprochen. Und ich erinnere mich, dass meine Mutter jeden Abend mit uns Kindern am Bett mit uns gebetet hat. Ich habe dasGefühl gehabt, ich bin von Gott gesehen und behütet. Ich denke, das war die Basis, auf der mein Glaube an Gott wachsen konnte. Und später als Jugendliche habe ich erlebt, dass die Kirche für mich ein guter Raum ist. Da wurden meine Gaben gesehen, da wurde ich ermutigt, mich zu entwickeln und zu engagieren. Heute würde ich sagen, ich bin dortMenschen  begegnet, die mich mit den Augen Gottes gesehen haben.

Wer, würden Sie sagen, hat Sie am meisten unterstützt, auf dem Weg mit Gott?

V.Z.: Am Anfang meine Eltern, später mein Gemeindepfarrer und ein Religionspädagoge, der mit uns „Die Band“ gegründet hat und uns friedenspolitisch wach gemacht hat. Dann im Studium verschiedene theologische Lehrer*innen und alle, mit denen ich mir über das Gehörte den Kopf heiß diskutiert habe. Mein Mentor im Vikariat war auch wichtig für mich und in meiner ersten Gemeinde hatte ich eine unglaublich lebens- und glaubenskluge Oberpfälzer Mesnerin. Ihrem bodenständigen Glauben verdanke ich viel. Die Reihe lässt
sich mühelos fortsetzen.

Gibt es eine Bibelstelle, die Sie am meisten geprägt hat?

V.Z.: Da fällt mir zuerst mein Taufspruch ein: Ich weiß, an wen ich glaube. (2. Tim. 1,12) Der bringt es auf den Punkt. Und ein treuer Begleiter ist mir der Psalmvers: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. (Psalm 31,9). Der erdet mich und macht den Raum ganz weit und frei für ungewöhnliche Ideen, Wege, Entscheidungen, Entdeckungen. Und ganz wichtig ist mir das Bibelwort: Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.(Hebr 13,2). So kann Kirche sein: offen,
einladend, gastfreundlich, bereit, in einem/ einer Fremden, Gott zu begegnen.

Gab es schon Momente in Ihrem Leben, wo Sie sagen, das war ein Engel?

V.Z.: Ja, immer wieder. Ich denke ganz oft: „Dich hat jetzt der Himmel geschickt!“ Wenn ein lieber Mensch mir ganz selbstverständlich zur Seite steht oder da ist, wenn ich Trost brauche, oder mir eine gute Frage stellt, oder mich auffordert, nochmal neu nachzudenken.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

V.Z.: Ich freue mich auf die Begegnungen mit vielen Menschen, auf gute Gespräche wie mit Euch, Annalena und Felicitas. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Haupt- undEhrenamtlichen, die sich in der Kirche und in der Diakonie engagieren. Und auf schöne Gottesdienste im Dekanat freue ich mich und ganz viel Musik und Singen im Kirchenjahr.

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen Gottes Segen auf Ihrem Weg mit Gott.

Das Interview führten Felicitas Aringerund und Anna-Lena Zitzmann.